Reise zu den Lofoten – Tag 6

Diese Nacht verlief, wie es zu erwarten war, recht ruhig. Man hörte das Wasser aus dem Gletscher am Rand eines Abhanges plätschern, vielleicht hier und da ein paar Vögel, sonst war aber alles friedlich und ruhig. Und es war, wie zu erwarten, echt sehr hell. Wir standen wieder recht früh auf, aufgrund der Helligkeit verliert man das Zeitgefühl und man fühlt sich dennoch fit.

Wir öffneten alle Türen des Autos, durch die Kühle des Gletschers sammelte sich wieder Flüssigkeit an den Scheiben, und bauten unser Frühstück auf. Geübt waren wir ja bereits. Durch die Ruhe vor Ort war man viel entspannter, auch wenn Naitschel bereits das Ziel vor Augen hatte: die Lofoten. Nach dem Frühstück und der üblichen Morgentoilette ging es vor 8 Uhr weiter gen Norden. Natürlich mussten wir erstmal zurück auf die Fv 17 fahren um dann nach Bodø zu kommen. Die Strecke blieb natürlich weiterhin abenteuerlich, aber das mit den Kurven und den Tunneln kannten wir ja bereits. Nicht nur wir hatten am Morgen unseren Hunger stillen müssen, auch das Auto brauchte was, ihr kennt ja bereits unsere Regel: alles was unter halbvoll ist, ist gefährlich. Also ging es nach Glomfjord, wo uns erstmal eine Ortsumfahrung überraschte. Auch hier oben muss man ganze Ortsteile umfahren, wenn eine Straße erneuert wird. Zum Glück war was nur innerorts, außerhalb kann das gravierende Folgen haben, wenn man nicht gerade parallel eine Behelfsstraße zum Neubau angelegt hat, auch damit hatten wir schon unsere Erfahrungen gemacht. 

Wir fuhren immer weiter, zu unserem nächsten Etappenziel vor Bodø. Ganze zwei Stunden brauchten wir bis Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Nur die Navigation dorthin war, schreiben wir es so, etwas hakelig. Wir haben grob nach dem Ort gesucht, weit verfahren kann man sich eigentlich nicht, es gibt ja nur eine Hauptstraße. Als wir dann im Ort ankamen und über eine Brücke fuhren, wussten wir nicht, ob wir schon an der richtigen Stelle waren oder nicht. Der Sternenwanderer wies auf die Touristen hin, die sich links und rechts auf der Brücke tummelten, also nahmen wir den nächstbesten Parkplatz. Auch wenn dieser gut gefüllt war, mussten wir keine Krone an Parkgebühren zahlen. Wir stiegen aus und gingen dorthin, wo die Brücke über das Wasser führte, vorbei an echten Tiny Houses (die gibt es gewiss schon länger als den Trend aus dem Netz) und jeder Menge Grünzeug. Und da standen wir dann und betrachteten das Spektakel vom größten Gezeitenstrom der Welt. Angler versuchten ihr Glück und mehrere kleine Boote fuhren vorbei an den starken Stromschnellen und Strudeln. An einigen Stellen wirkte es gar so, als würde Luft aus dem Wasser aufsteigen und oben eine weiße Schaumkrone bilden. Wir machten ein paar Fotos, bewunderten die kleine Häuser und beschlossen, weiterzufahren. 

Hier oben gab es schon weitaus mehr Verkehr, als an den letzten Tagen. Spätestens in Bodø war es wie in jeder anderen Stadt auch. Hier sind die Kreisverkehre so dicht beieinander, dass das Navi  ordentlich zu arbeiten hatte. Wir fuhren dennoch einmal zu früh aus einem Kreisel und wendeten. Zum Glück fuhr nicht gerade erst eine Fähre los, somit konnte man das ganze noch entspannt angehen lassen. Wir reihten uns auf den Spuren ein ohne zu wissen, wie es eigentlich weitergehen wird. Nachdem aussteigen, sahen wir uns um. Schräg hinter uns stand ein VW T5 mit Wohnanhänger. Inklusive aller mitfahrenden Personen wurden für die Überfahrt nach Moskenes rund 500€ berechnet. Da waren wir ganz froh nur einen Golf 5 Variant zu fahren. Wir versuchten uns in den Schatten des Autos zum verkriechen, da die Sonne hier unerbittliche vom Himmel schien. Über die Zeit reihten sich immer mehr Autos und Wohnmobile ein. Hinter uns stand ein Passat aus Finnland, der seine Nebelleuchten noch an hatte. Der Sternenwanderer wunderte sich zwar, nahm dies aber eher als Posing wahr, anstatt der Unwissenheit des Fahrers. Denn, als es los ging, wir bereits bezahlt hatten und losfahren wollten, hörten wir nur ein elektrisches Zucken vom Hintermann. Das Nebellicht hatte die Batterie des Autos leergesaugt. Ein T4 kam ihm zur Hilfe und so konnte er noch auf die Fähre. Diese wirkte, im Vergleich zu den vorherigen Fähren des Vortages, fast monströs (zu diesem Zeitpunkt hatten wir ja noch keine Ahnung, was groß wirklich bedeutet). Wir suchten uns einen relativ zentralen Punkt an Deck, was sich während der Überfahrt als richtig erwies. 

Im Hafenbereich wirkte alles noch recht friedlich, die Sonne schien und es wehte kaum ein Lüftchen. Wir machten interessiert Bilder von einer Fähre der Hurtigruten und erkundeten den begehbaren Teil des Schiffen. Nach und nach merkten wir, wie der Seegang zunahm. Das Schiff schwankte und uns wurde mulmig. Wir setzten uns ans Deck und beobachteten den Horizont und die relativen Bewegungen des Schiffes dazu. Dabei stellten wir fest, dass das Schiff etwas links geneigt war. Nun, solange die Besatzung und die anderen Gäste beruhigt waren, waren wir das auch. So richtige Seebeine hatten wir nicht. Dennoch bekam Naitschel Hunger, der Sternenwanderer kümmerte sich also um die Verpflegung. Das Schwanken missfiel, wir konnten jedoch nicht einfach vom Schiff springen oder aussteigen. 

Zum Wind und Wellengang gesellte sich noch etwas Niesel, was den Blick auf das eigentliche Ziel verdeckte. Draußen gab es noch ein paar Hartgesottene und eine Familie, die wegen ihres Hundes leider nicht nach drinnen durften. Je näher wir den Lofoten kamen, desto mehr Details konnten wir wahrnehmen. Es kamen mit der Zeit auch immer mehr Leute aufs Deck, um sich das Spektakel anzusehen. Kurz vor der Ankunft in Moskenes war das Deck voller Menschen und alle wollte natürlich einen Blick erhaschen und ein Foto schießen. Wir mussten daran denken, dass wir noch ins Auto mussten. Wir liefen hinunter und warteten, bis wir vom Schiff durften. 

Unser Ziel, die Lofoten, hatten wir erreicht. Aber wie zu erwarten war, zu dieser Jahreszeit hat sich der einstige Geheimtipp zu einem Ort voller Touristen gemausert. Das bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Wir fuhren erst nach Å, und sahen bereits Camper, die bis auf die Auffahrt eines Campingplatzes standen. Auch der Verkehr schien für die kleinen Straßen zu viel zu sein. So gestaltete sich auch die Suche nach einem Parkplatz in Å. Es dauerte, dennoch hatte der Golf Platz. Wir spazierten ein wenig umher und wunderten uns, dass hier ein paar Bänder gespannt waren, die scheinbar ein paar Grundstücke absperrten. Wahrscheinlich ist das den Einwohnern hier oben ebenfalls zu viel oder die Touristen haben sich zu oft daneben benommen. Wir genossen die kolossale Aussicht, hier ragen einfach felsige, massive Berge aus dem Wasser. Es gibt oft nicht mal die Möglichkeit, an ihrem Fuß spazieren zu gehen. Man musste auch aufpassen, dass man nicht zu nah an eine Klippe geriet. Und trotz dem hier schon viele Menschen waren, erschien es uns sehr still, auch wenn man hier und da ein paar Leute hörte. Wir waren gefesselt von Flora und Fauna, den Bergen und dem Wasser. Da wir noch einkaufen mussten und einen Schlafplatz brauchten, gingen wir wieder zum Auto. Wir suchten angestrengt nach Campingplätzen und riefen einige Nummern an. Leider hatten wir keinen Erfolg, also fuhren wir nach Norden zum nächsten Supermarkt. Auch hier war der Parkplatz überfüllt. 

Nach dem Einkauf suchten wir weiter nach einem Campingplatz. Naitschel wurde auf Google Maps fündig. Ausgeschildert war dieser nicht. Glauben wir zumindest. Wir versuchten also unser Glück und es stellte sich heraus, dass es wohl der schönste Campingplatz unserer Lofotenreise wurde. Speziell der Ausblick und in Schein der Mittternachtssonne war es traumhaft schön.  Der Fredvang Campingplatz lag etwas abseits der Hauptverkehrsstraße der Lofoten. Er war nicht überfüllt und aber auch nicht menschenleer. Der Sternenwanderer ging zu Rezeption und hatte die Hoffnung eigentlich aufgegeben. Der Campingplatzbesitzer bot uns einen Platz an. Zurück im Auto war die Freude von Naitschel groß: „Schatz, wir können duschen.“ Wir suchten uns einen Platz nahe dem Meer. Wir konnten unser Glück einfach nicht fassen, als hätten wir einen Geheimtipp aufgedeckt, den kaum einer zu kennen scheint. Wir bauten unser „Lager“ auf, endlich kamen die Wäscheleinen und Heringe zum Einsatz, und machten uns duschfertig. Wie auf den Campingplätzen meist üblich, war auch hier die Duschzeit begrenzt, das war nach zwei Tagen ohne Dusche aber egal. Generell waren die Sanitäranlagen nicht auf dem neusten Stand. Auch die Stromversorgung ließ zu Wünschen übrig. Aber dazu mehr am nächsten Tag. Nach der verdienten Dusche, spannten wir alle Handtücher auf Leine und machten uns auf den Weg zum Strand. Die Uhr schlug 23:00 und es war immer noch taghell. Wir hörten das Meer rauschen, kletterten ein wenig auf den Felsen umher und machten viele Bilder. Der „Sonnenuntergang“ war episch, um Mitternacht gab es jede vorstellbare Farbe am Himmel. Hier entstand eines DER Fotos der ganzen Reise, auch wenn es für einige vielleicht etwas kitschig wirken mag. Für all das hat sich die Anreise gelohnt. Mit der Zeit merkten wir, dass der Wind auffrischte und sich ein Wolkenberg von Süden über eine Bergkette hinter dem Campingplatz schob. 

Also gingen wir zum Waschhaus, putzten uns die Zähne, bauten alles zusammen und legten uns ins Auto. Kaum lagen wir, merkten wir, wie ein Sturm losbrach. Dieser rüttelte am Auto und wir dachten an die Zeltbewohner und sahen nach draußen. Das Zelt des Nachbarn wurde ganz schön durchgeschüttelt, das Auto hatte der Mann bereits umgeparkt, dennoch gab es nicht viel Windschutz. Wir beschlossen es mit Gafferei sein zu lassen und legten uns hin. Der Sturm schaukelte uns beide in den Schlaf.

Reise zu den Lofoten – 5. Tag

Wusstet ihr, dass wir euch die ganze Zeit verschwiegen haben, dass wir des Sternenwanderers Geburtstagsgeschenk permanent durch die Gegend gefahren haben und immer wieder umpacken mussten? Der Sternenwanderer ahnte bereits anhand des Geräusches – er sollte es während der ganzen Reise bis zu seinem Geburtstag nie in die Hand nehmen – da es irgendetwas mit Lego zu tun haben könnte. Und so war es auch. Nach einer relativ entspannten Nacht “standen wir auf” und zogen uns an. Liegend, im Auto, wie immer. Als es dann zu den Frühstückszubereitungen ging, durfte der Herr endlich sein Geschenk auspacken. Was zum Vorschein kam, ließ die Augen aufleuchten: ein T1-Bully als Campingbus mit Aufstelldach. Und das zum Geburtstag. 

Wir aßen ganz normal unser Frühstück und packten alles wieder zusammen, soweit so gut. Das Wetter war nicht wirklich schön, was uns beide aber weniger störte, da wir ja eh im warmen Auto saßen und fuhren. Die Straßen wurden enger und kurviger, an vielen Stellen gab es riesige Baustellen, die provisorisch gebauten Wege waren, wie wir es schon aus dem Urlaub in Alta kannten, nicht die besten, die Norweger scheint dies kaum zu jucken. So fuhren wir weiter gen Norden, hielten an Behelfsampeln und reihten uns in den Stop-And-Go-Verkehr ein. 

Natürlich machten wir an verschiedensten Stellen wieder Pause, so auch an einem wunderschönen Campingplatz bei Snåsa. Die Natur war noch verschlafen, es wehte kein Lüftchen und die Wolken hingen tief. So gelang ein toller Schnappschuss auf den Snåsavatnet, den sechstgrößten See Norwegens. Wir füllten unsere Wasserreserven auf und fuhren weiter gen Mo I Rana. 

Eigentlich waren wir es gewöhnt, dass die Norweger relativ entspannt fahren, nicht “schubsen” und die Ampelzeichen einhalten. Als wir wieder an einer Behelfsampel halten mussten, waren wir die Ersten. Es wurde grün und wir fuhren los. Zum Glück waren wir noch nicht weit und schnell, denn von vorne kam uns auf einmal ein LKW entgegen. Wir bremsten hart, machten den Warnblinker an und fuhren langsam rückwärts. Der rückwärtige Verkehr war zum Glück kooperativ. Als der LKW dann an uns vorbeifuhr, sahen wir, dass es sich um einen Tiertransport handelte. Der Gram war also nicht groß, da die Tiere durch eine Vollbremsung verletzt worden wären. Wir verarbeiteten den kurzen Schock und fuhren weiter. 

Zunehmend wurde es problematischer, eine geeignete Stelle für eine Pause zu finden. Die Straßen schmiegen sich hier an die Berge. Als dann die Natur ziemlich laut rief, nahmen wir die nächstbeste Haltebucht, wo bereits einige Wohnwagen standen, unter anderem auch welche mit deutschen Kennzeichen. Naitschel stürmte direkt zum Toilettenhäuschen, konnte ihre Enttäuschung nach dem Öffnen der Türe nicht verbergen. Sie ließ von der Benutzung ab. Der Sternenwanderer musste auch, sah sich das Unheil an und konzentrierte sich, nicht durch die Nase zu atmen. Alles ging hier direkt in die Natur und so roch es auch. Wir spazierten dann einen Bach hinauf und ließen ein Foto von uns machen und genossen den Lärm des Wassers. Irgendwann war der Drang bei Naitschel stärker und sie benutzte doch das unschöne stille Örtchen. Wir fuhren nach ausgiebigem Desinfizieren der Hände weiter. Die Landschaft blieb weiterhin wunderschön, nur das Wetter wollte immer noch nicht so, wie es sich für den Sommer gehörte. Und da geschah es auch schon. Völlig unerwartet querte ein Elch die Fahrbahn. Dies wird für den Rest der Reise auch die einzige Begegnung mit dieser Tiergattung bleiben. 

Auf der Strecke befanden sich viele Tunnel, wobei einer recht eng, lang und dunkel war. Man musste sich schon sehr konzentrieren um das Fahrzeug auf der Spur zu halten. Irgendwann erreichten wir Mo i Rana. Hier verließen wir die E6 und fuhren auf der Fv 12 Richtung Utskarpen. Hier wurden wir von der Streckenführung von Ole nicht enttäuscht. Es wurde immer malerischer, nichts gegen die Strecken an den Tagen davor, aber hier zeigte sich Norwegen wieder von seiner malerischen Seite. Selbst das Wetter schien sich zu bessern. Gegen 18:00 Uhr erreichten wir über die Fv 17 Kilboghavn fergekai. Die Mutter des Sternenwanderers rief an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Sie freute sich mit uns, dass wir schon so weit im Norden sind. Ihr zu erklären, dass wir auf eine Fähre warteten um ein paar Minuten über den Seeweg weiter nach Norden zu fahren, das war schon aufregend. Irgendwann ging es dann los. Als die ersten Autos von der Fähre fuhren, zeigte sich, dass unsere Idee “so spät” auf die Lofoten zu fahren, gut war. So viel Verkehr und Wartezeit hatten wir nämlich nicht. Wir kamen mit einem Norweger ins Gespräch, der aus Polen eingewandert war. Er war nett und wies uns während der ersten Überfahrt darauf hin, dass wir den Polarkreis überqueren würden. Zum Geburtstag auf einer Fähre zu sein, die unwirkliche Landschaft zu erleben, den Wind zu spüren, das war und ist unvergesslich. Auch wenn wir uns sicher waren, dass die erste Fähre direkt nach Jektvik fahren würde, erschraken wir, als die Durchsage kam, dass die Fähre in 10 Minuten in Oldervika anlegen würde. Eine andere Fähre musste unserer sogar Platz deswegen machen. Wir legten kurz an und es ging weiter. So ist das wohl hier oben. Wir machten viele Fotos, da die Landschaft unbeschreiblich war. Berge ragen hier direkt aus dem Wasser und sind unbewohnt. Ob man sich so einen Berg/Insel einfach kaufen kann? Und dann geschah es, ohne das wir hätten etwas machen können: wir überquerten den Polarkreis.

Wir legten gegen 20:00 in Jektvik an. Wir rollten weiter, der Plan war es, am 25.07. in Bodø zu sein, um nach Moskenes überzusetzen. Wir fuhren geschwind weiter, genossen natürlich immer noch den Ausblick und wurden vorsichtiger, denn die Straßen waren hier noch enger, steiler und schlecht einzusehen. Der nächste Hafen war Ågskardet. Dort hatten wir auch etwas Wartezeit, da die nächste Fähre erst gegen 20:45 abfahren sollte. Ihr merkt sicher, dass sich das spät anhört. Durch die Helligkeit hier oben, merkten wir das aber nicht. 

No Need For Speed

Die Fähre kam an, diese war etwas kleiner, und wir fuhren mit den anderen Passagieren (hier gab es bereits Fahrradfahrer, die der Sternenwanderer neidisch beäugte) auf die Fähre und genossen auch wieder den Ausblick.

Das Wetter war immer noch gemischt, die Sonne kam hervor und verschwand wieder, der Wind war recht kalt, es gab aber keinen Wellengang. Wir kamen am Zielhafen an und fuhren von Bord. Auch hier standen die Fahrzeuge wieder in mehreren Reihen nebeneinander, der Andrang war wesentlich größer, als auf dem Weg nach Norden. Wir verließen Halsa und fuhren am Svartisen Gletscher und Meløy vorbei. Der Ausblick war atemberaubend, wir fuhren in die Haltebuchten und überlegten schon, ob wir hier oder dort schlafen würden wollen. Mit der Fv 17 im Rücken war uns das aber nichts, auch wenn wir Camper gesehen haben, die im Auto saßen und Karten gespielt haben.

Hier waren Naitschels Navigationskünste von Vorteil. Wir fuhren bis ans Ende des Fjords, vorbei an einem Betonwerk und bogen rechts in einen Seitenweg ein. Der war natürlich dementsprechend auch. Wir rollten ein Stück und kamen auf einem großen, ebenen Platz, mit perfektem Blick auf den Gletscher an. Wir dachten, dass wir einfach riesiges Glück hatten. Bei der Einfahrt auf diesen Platz bemerkte der Sternenwanderer aber ein paar Schilder. Naitschel sah sich diese genauer an und auch der Sternenwanderer sah sich Schilder an. Dieser Platz, mit diesem wundervollen Ausblick ist ein Hubschrauberlandeplatz, für Notfälle. Google sei dank, konnte man das eindeutig übersetzen. Wir sahen uns um, probierten, auf dem Weg weiterzukommen, bis wir merkten, dass es sich nicht lohnen würde. Wir drehten also wieder um, nur um weiter Richtung Gletscher zu fahren, weg von der Fv 17. Der Weg endete am Felsmassiv. Ab hier kam man nur in eine Richtung wieder weg. Wir machten Bilder, versuchten die Schilder zu deuten (sie sollten auf Glätte hinweisen) und putzten unsere Zähne. Es war mittlerweile nach 22:00 Uhr und wir waren müde. Das Auto wurde umgebaut und wir genossen eine ruhige Nacht im Golf.

Reise zu den Lofoten – 4. Tag

Natürlich wurden wir komisch beäugt, als wir in den Golf gestiegen sind, uns hat das aber weniger gestört. Die Nacht war relativ kurz, aber gut. Das Rauschen des Flusses Glomma ging irgendwann unter. 

Genau an diesem haben wir uns dann beim Frühstück erfreut. Wir betrachteten die genauere Umgebung (das Trinkwasser holte man sich aus einer ausgedienten Telefonzelle) und entschlossen, nach dem Frühstück die Landzunge im Fluss zu erkunden. Es war bedeckt und relativ kühl, aber alle Mal besser als Regen. Nachdem Aufräumen und dem Zähneputzen schnappten wir uns das Stativ und die Kamera und gingen los. Das Problem mit den Mücken ist tatsächlich kein Mythos, sondern leider bitterer Ernst. Das merkten wir auch, als wir auf die Insel gingen. Es war erstaunlich, wie ruhig und abgelegen man sich hier fühlte, trotzdem der Campingplatz nur ein paar Meter entfernt war. Wir sahen hier kleine Lichtungen und betrachteten interessiert die freigelegten Wurzeln einiger Nadelbäume. Der längste Fluss Norwegens scheint wohl öfters über seine Ufer zu steigen und hat den Sand um die Wurzeln ausgespült. Wir machten hier viele Fotos und Naitschel lief auf den Wurzeln um einen Baum herum. Es wurde schwül, die Sonne zeigte sich noch nicht, aber ihre Wärme war deutlich zu spüren. Dazu nervten die Mücken. Wir ließen uns nicht entmutigen und machten weiterhin ein paar Bilder. Dennoch behielten wir die Uhr im Auge, da wir ja weiter mussten und wussten, dass man hier nicht mehr so schnell ein paar Kilometer machen konnte. 

So fuhren wir gegen 10:40 Uhr weiter. Die Straßen waren relativ leer und wir genossen, wie sonst auch, die Landschaft. Naitschel traute sich, trotz der relativ engen Straßen, ans Steuer. Die entspannte Fahrweise gefiel und gefällt uns. Der Sommer zeigte sich hier langsam, die Temperaturen überschritten zum ersten Mal die 20°C, zumindest in der Sonne. Dazu später mehr. 

Gegen 13:00 Uhr erreichten wir Alvdal. Wir brauchten eine Pause und entschlossen, auch wegen des Huset Aukrust, welches man aus der der näheren Umgebung bereits sehen konnte, eine Rast einzulegen. Wir besuchten das Museum, zumindest den Teil, den man kostenlos besuchen konnte und sahen den Berg Tronfjell, den man durch einen Bilderrahmen fotografieren konnte. Wahrlich ein schönes Motiv. Ein paar Bilder machten wir auch im Museum und erfuhren, was der Herr Aukrust alles geschaffen hat. Wir verließen das Museum und merkten, dass die Sonne ganz schön Kraft hat. Als wir in einen schattigen Bereich kamen, merkten wir, dass die Luft dennoch weniger als 20°C hat. 

Der Sommer ähnelt hier oben, dass sagt zumindest der Sternenwanderer,  den klimatischen Verhältnissen auf dem Mond. In der Sonne ist es zwar nicht 130°C warm und im Schatten keine -230°C, aber die Kälte war dennoch recht unangenehm. In der Sonne war es nun viel zu warm und im Schatten viel zu kalt. Genau das wird uns noch den Großteil es Urlaubs begegnen. Deswegen sieht man den Sternenwanderer auf vielen Fotos auch mit Mütze und T-Shirt. Auf den Lofoten wird der Sternenwanderer noch wegen dieses Kleidungsstils als Norweger bezeichnet, vielleicht wollte uns der nette Herr aber einfach zu seine Bootstour überreden. 

Wir gingen wieder zurück zum Auto, um auch dem verrückten Wetter zu entfliehen. Wir fuhren weiter gen Trondheim, wir hatten noch sehr viele Kilometer vor uns. Wir sahen einige Elchgeweihe und sogar einen verchromten Zeitgenossen dekorativ am Straßenrand. Die Tiere zeigten sich aber leider nicht lebend. Oder eher zum Glück? So ein Elche hat ja eine gewisse Masse und Größe, ein Treffen auf das Tier mit dem Auto wäre für uns ungünstig geworden. 

Die Stadt kam näher, das merkten wir unter anderem auch am Verkehr. Die Tanknadel streifte langsam die Eineinhalb auf der Anzeige und so fuhren wir zur Tanke, direkt in der Hölle. Hell ist in der Nähe von Trondheim, hier liegt ein Flughafen und die beste Toilette auf der gesamten Reise. Wenn wir uns recht erinnern, war die sogar in der Tankstelle, neben den üblichen Souvenirs. Dies kann man auch nachlesen. Wenn ihr also zur Hölle fahren sollt, könnt ihr euch über ein Superklo freuen. Der Personal ist hier auch sehr nett.

Wir fuhren weiter gen Norden, es wurde merklich später. Wir kauften etwas für den Abend in Steinkjer ein und fuhren ein Stückchen weiter, direkt zur Paradisbukta. Das Wetter zeigte sich hier leider nicht so paradiesisch. Wir zahlten die Parkgebühr von knapp 3€ und stellten den Golf ab, leider gab es keine direkte Aussicht aufs Wasser und die sanitären Anlagen wären auch nicht die besten. Wir sahen uns auf dem Parkplatz um und sahen ein paar deutsche Kennzeichen. Wir wurden gefragt, ob wir uns keine Sorgen machen würden, weil neben uns ein paar junge Leute geparkt hatten, die offensichtlich nach Norwegen eingewandert sind. Wir hatten kein Problem damit, sie feierten wohl, dass der Jüngste eine Wohnung gefunden hatte.

Wir nahmen unser gekauftes Abendbrot mit und wunderten uns auf dem Weg zur Picknick-Kombination, dass die Norweger allen Ernstes einen extra Mülleimer für Einweggrills haben. Wir bauten den Gasgrill auf und grillten unser gekauftes Fleisch. Die Familienfeier war zwar laut, aber dies störte uns nicht. Wir genossen die Aussicht, schauten den Möwen zu und Naitschel fand einen rundgeschliffenen, braunen Stein, von dem wir ausgehen, dass es ein Bernstein ist. Wir freuten uns natürlich drüber. Der Abwasch gestaltete sich schwierig, zumindest das Wasserholen. Naitschel stand etwas sehr weit weg von der Duschbrause, die an der Außenseite das Klohäuschens angebracht ist. Aber es funktionierte. Aus dem Waschbecken der Sanitären Anlage hätte sich niemand Wasser holen wollen. 

Nach dem Abendbrot kamen wir mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Sie sind mit einem feuerroten Iveco unterwegs und erzählten uns von ihren Reisen und erklärten uns die Vorzüge des Fahrzeuges. Wir wurden neidisch, wussten aber auch um das Geld, welches man für Ausbau eines solchen Gefährt bräuchte. Wir gingen zum Auto und machten uns bettfertig. Duschen wollten wir nicht, das Wasser kam kalt aus der Dusche und die hygienischen Bedingungen waren suboptimal. Also beließen wir es beim Zähneputzen. Das Einzige, was störte war die Parkposition: wir standen mit der Fahrerseite leicht hangabwärts. Die Müdigkeit siegte dennoch und wir schliefen tief und fest.

Reise zu den Lofoten – 3. Tag

Die Nacht war äußerst spannend. Auch wenn wir noch im Süden Norwegens waren, so blieb es hell. In der Nacht konnte man hören, wie kleine Vögel über das Auto liefen. Es war recht komisch, man fühlte sich dennoch sicher und wohl. Wir wachten relativ früh auf, auch weil wir merkten, dass draußen das Leben wieder erwachte. Einige Angler bewegten sich zum Steg und sprachen sich mit anderen Anglern ab, die mit einem kleinen Schlauchboot den Fjord abfuhren. 

Wir öffneten kurz nach 6 Uhr die Heckklappe und blickten auf den Fjord und freuten uns über das wunderschöne, wenn auch recht frische, Wetter. Wir bauten wieder alles für das Frühstück auf und kochten dieses Mal das Wasser für den Kaffee selbst. Das Frühstück genossen wir in vollen Zügen, wir hatten einen der tollsten Ausblicke des Urlaubs. Wir hatten ja unseren ersten Meilenstein, Norwegen, erreicht. Wie hatten während des Frühstücks alle Türen des Golfs geöffnet, es sollte keine Staunässe oder gar Schimmel entstehen. Das Abwaschen fiel uns leider nicht ganz so leicht, wie wir uns das vor Beginn der Reise gedacht hatten, die Seife, die zu 100% biologisch abbaubar ist, hatte einen interessanten Geruch. Die faltbare Spülschüssel ging in Ordnung. Wir machten natürlich weiterhin Fotos, genossen unsere Umgebung und versuchten so viel wie möglich aufzusaugen, wir wussten ja nicht, ob wir nochmal hierher kommen sollten. 

Da wir noch eine Verabredung hatten, bauten wir langsam alles ab und fuhren mit Auto auf den Parkplatz vor dem Campingplatz. Wir hatten zwar die Nummer von Oles Stellplatz, gingen auch zu der Nummer, fanden dort aber keinen Ole. Wir suchten weiter und sind irgendwann den ganzen Platz abgegangen. Das Wetter war gut, deswegen kümmerte uns das wenig, auch wenn wir weiter wollten. Wie es der Zufall jedoch wollte, trafen wir durch Zufall auf Ole, der gerade im Begriff war, sich einen Kaffee zu kochen. Der Vorabend steckte ihm noch etwas in den Knochen, dennoch war er so nett uns eine ideale Route durch Norwegen zu den Lofoten zu zeigen. Eins vorweg: es wurde schöner als erwartet. 

Er fragte uns natürlich, ob wir irgendwelche Orte hatten, die wir zwischendrin anfahren wollten, außer Utøya. Wir verneinten, das Ziel waren ja die Lofoten. Er sagte uns, dass wir bis nach Mo i Rana fahren sollten, dann runter von der E6 auf die Fv 12 und dann auf die Fv 17. Hier merkten wir zu ersten Mal auch, dass die Ortsnamen hier etwas anders ausgesprochen werden als wir es erwartet hatten. Ole war geduldig und gesprächig und wir erfuhren, warum er so viel über die Strecke wusste und das der öfters in Europa unterwegs war. Nachdem wir die wichtigsten Eckdaten der Strecke notiert hatten, verabschiedeten wir uns und fuhren los, gen Utøya

Zu Auswahl lagen ein paar Routen, wir entschieden uns nicht durch Oslo zu fahren, auch wenn das, laut Google, die schnellste Route sei. Uns war es wichtiger, dem ganzen Stress zu entgehen.  Wir hielten an einer Tankstelle, da die Natur rief. Durch unsere Erfahrungen mit den verschiedensten Toiletten, fingen wir an, den Toiletten Schulnoten zu vergeben. Manche fielen mit wehenden Fahnen durch, andere waren die wohl besten stillen Örtchen, die wir je erblickte hatten. Und das, ohne irgendeine Krone für die Toilettennutzung zahlen zu müssen. Der Weg zum Hafen, an dem die Boote zur Überfahrt anlegten, wurde recht anspruchsvoll. Es gab Serpentinen, enge Kurven, steile Anstiege sowie rasante Talfahrten. Als wir dann die Insel in Sicht hatten, suchten wir einen geeigneten Parkplatz. Wir waren wohl noch recht früh vor Ort, denn wir hatten keine Probleme einen passen Platz zu finden, auch wenn wir ein Stück gehen mussten. Auf dem kleinen Hafengelände sahen wir schon einige Securities und fragten in einem Gebäude, wie wir denn auf die Insel kämen und was wir zu beachten hätten. Wir sollten uns gebührend des Gedenktages verhalten, hieß es. Wir warteten mit ein paar anderen Leuten auf das nächste Boot für die Überfahrt. 

Beim Betreten wurden wir abgetastet und unsere Taschen durchsucht. Wir nahmen dies hin, die Mitarbeiter waren alle äußerst nett und höflich, somit nahmen wir keinen Anstoß daran. Die Überfahrt selbst war recht kurz, ein Polizeiboot begleitete uns. An diesem Tag gab es ein Drohnenflugverbot, auch Boote, die an der Insel vorbeifuhren, wurden etwas stärker beäugt. Auf der Insel angekommen, wurde einem schon anders. Auch wenn ein auf einem Schild steht, dass es sich hier um einen Ort des Trauerns aber auch des Lachens handelt, war uns nicht nach Lachen zumute. Wir waren hungrig, zu unserer Überraschung gab es auch hier auf dieser Insel glutenfreie Gerichte. Wir aßen und machten uns auf den Weg, die Insel und das Mahnmal zu erkunden. Es war frisch, der Wind war stark. Wir betraten die Häuser und sahen die Fotos der Verstorbenen, Einschusslöcher und die What’s App Nachrichten der Kinder an ihre Eltern, die an den Wänden abgebildet wurden. Man wird sich der Tatsache bewusst, dass das alles echt ist und wirklich so passiert ist. Wir liefen weiter, machten Fotos und blieben, so wie auch andere Besucher, still. Wir fanden hin und wieder Blumen, Menschen die offensichtlich trauerten und immer wieder neue Bilder. Auf dem Gelände wanderten wir die Küstenlinie der Insel ab, an einigen Stellen ging es mehrere Meter tief nach unten. Hier hatten sich mehrere Jugendliche in den Abgrund gestürzt, um nicht erschossen zu werden. Wir merkten hier schnell, dass es kaum Wege gab sich auf der Insel zu verstecken. Man kam sehr schwer von der Insel herunter. Auch hier gab es an vielen Stellen Blumen und Fotos. Wir konnten und können das Ausmaß dieser Tat bis heute nicht begreifen. Nachdem wir eine Hälfte der Insel fast komplett abgelaufen waren, versperrten uns plötzlich Ziegen den Weg. Wir wussten nicht, ob wir ganz einfach weitergehen sollten, aber die Tiere schienen sich nicht für uns zu interessieren. Also liefen wir weiter zum Anleger, wo sich bereits viele Menschen und Fernsehteams versammelt hatten. Da es eine kleine Gedenkveranstaltung geben sollte, setzten wir uns zwischen die anderen Gäste. Leider verstanden wir nicht viel, also ließen wir den Google-Übersetzer mitlaufen. Es gab eine Sängerin und wichtige Politiker des Landes hielten eine Ansprache. Am Ende gingen wir alle zum Anleger, wo die hinterbliebenen Jugendlichen die Namen aller ermordeten Jugendlichen laut vorgelesen wurden. Es wurden Blumen niedergelegt und Musik gespielt. Währenddessen tauchte ein Boot auf, welches von allen Sicherheitskräften beäugt wurde.

Dies stoppte und fuhr wieder Rückwärts weg vom Anlieger. Nachdem die Veranstaltung vorbei war, wurde es etwas betriebsamer. Die Politiker gingen zuerst auf das Boot zum Übersetzen. Wir warteten und gingen mit den Fernsehteams auf das zweite Boot. Viele der Teilnehmer waren still oder sagten kaum ein Wort. Am Anleger angekommen, zeigte sich, dass die Sprache mitunter unserer sehr ähnlich ist. Denn sonst hätte man „Innsatsleder“ nicht so einfach verstanden. Wir bemerkten, dass viele Gäste ihre Fahrzeuge einfach am Straßenrand geparkt hatten. Da der Verkehr hier nicht so stark ist, hatte man keine Mühe zu den Fahrzeugen zu kommen. Wir stiegen ein, es begann zu regnen, und fuhren, weiter nach Norden. Die Stimmung war natürlich bedrückt, wir wollten dennoch ein paar Kilometer machen. Wir schafften es an diesem Tag bis nach Elverum.

Der Campingplatz in Elverum war gut. Der nette Herr an der Rezeption hätte direkt aus einer abgedrehten Netflix-Serie wie Breaking Bad sein können: buntes Hawaii-Hemd, Hornbrille, etwas längeres Haar. Er zeigte uns, wo wir parken können und gab uns den WLAN-Schlüssel. Wir fuhren zu unserem Patz, der nah am Wasser war und begannen im Nieselregen, das Fahrzeug in den Schlafmodus zu bringen. Wir schlossen unsere Powerbanks und Geräte an, da wir auf Jeløy stromlos waren und die Navigation nur über die Smartphones lief. Wir gingen duschen und machten uns bettfertig. Und das mit der Helligkeit hier oben, das kennt ihr ja schon. Dieser Tag war definitiv kein Tag wie jeder Andere. Das Gefühl des Schreckens und der Betroffenheit stand uns noch im Gesicht.

Reise zu den Lofoten – 2. Tag

Die Nacht war sehr kurz und relativ schlafarm. Das lag daran, dass immer wieder neue Fahrzeuge auf dem Rastplatz ankamen oder auch mal jemand am Auto vorbeilief. So wirklich dicht war die Verkleidung auch nicht, es war hier oben, auch wenn wir immer noch in Dänemark waren, recht hell in der Nacht.

Wir standen gegen 7 Uhr auf und waren recht zerknittert. Wir entschieden uns, auch wenn wir die sanitären Anlagen vom Vortag noch kannten, zu duschen. So fühlten wir uns wohler und auch frischer. Für knapp 8 Euro gab es eine Dusche für zwei Personen. Nach dem Duschen bereiteten wir unser erstes Frühstück on the road vor. Wir bauten den Tisch und die Gartenstühle auf, deckten alles auf und aßen dann. Trotzdem es unser Sommerurlaub war, war es an diesem Morgen noch recht frisch. Gut angezogen war das Wetter erträglich.

Nach dem guten Frühstück, bauten wir alles zurück in den Fahrmodus. Also alles zurück auf die Liegefläche, die natürlich vorher ordentlich aufgeräumt wurde. Um nicht gleich wieder auf der Autobahn zu sein, gingen wir noch auf den Naturpfad, der angepriesen war. Dort lagen die “Überreste” eines Tunnelbaus, ein alter Bohrkopf und Tunnelverschalungen, unter denen man durchlaufen konnte, es gab eine Kletterwand und einen Trimm-Dich-Pfad. Wir machten einige Bilder und merkten, dass die Sonne doch noch herauskommen will. Wir gingen langsam zurück zum Auto und fuhren los, weiter gen Norden… oder eher Osten. Wir mussten erst noch die Øresundbroen überqueren.

Irgendwie waren wir bei der Brücke vom Vortag eher angetan vom Bauwerk. Die Brücke über den Øresund wirkte nicht so epochal und gewaltig. Die Fahrt dauerte zwar eine Weile, dennoch waren wir nicht so begeistert, wie es vielleicht manch andere sind. Natürlich markiert dieser Teil der Reise den nächsten Grenzübertritt. Aber auch dieser war recht unspektakulär. Auf der schwedischen Seite machten wir kurz halt und vertraten uns die Beine. Naitschel beschloss, nachdem sie merkte, dass der Verkehr hier stressfreier fließt, sich ans Steuer zu setzen. Für den Sternenwanderer war dies eine willkommene Abwechslung, er wusste ja um die Straßen in Norwegen und ließ die junge Dame fahren. Sie war nach den ersten Kilometern sichtlich überrascht, dass man bei einem Überholvorgang nicht auf einmal einen Drängler im Nacken hatte. Sicher gab es hier und da ein paar Ausreißer, aber diese waren wirklich die Seltenheit. Wir rollten voran, das Wetter war bunt gemischt. Mal gab es ordentlich Regen, ein paar Kilometer weiter schien die Sonne. Man wusste nicht, ob man nun mit oder ohne Sonnenbrille fahren sollte. 

Die Natur veränderte sich ständig. An der Küste, südlich von Göteborg, war alles flach, es war fast wie an der Ostfriesischen Küste. Der Wind machte sich auch hier bemerkbar, wir behielten einen kühlen Kopf und passten die Geschwindigkeit an. Je weiter wir nach Norden fuhren, desto hügeliger und schroffer wurde es. Da das Autobahnnetz im Süden Norwegens noch relativ gut ausgebaut ist, musste man nicht ewig hinter einem LKW auf einer Spur hinterherfahren. Unsere Tankroutine hatte sich eingespielt und wir machten sprachliche Entdeckungen, die man natürlich nur im deutschsprachigen Raum verstehen würde. 

Was ist mit dem Bart?

Unser Ziel war es, in Norwegen anzukommen. Das war rein rechnerisch schon machbar. Da sich das Wetter mittlerweile beruhigt hatte, fiel das Fahren leichter. Wir genossen auch weiterhin das ungesunde Essen der großen Burgerketten. Wenn man schon mal ohne Probleme diesen Luxus wahrnehmen kann, warum auch nicht? Und dann war er da, der nächste Meilenstein der Reise. Der Grenzübergang nach Norwegen. Wie bereits erwartet, da wir ja schon mal nach Norwegen eingereist sind, wurde die Grenze durch norwegische Zöllner kontrolliert. Man wurde durch den kurvigen Grenzübergang geschleust und Fahrzeuge, die für die Zöllner auffällig waren (zum Glück hat der Sternenwanderer keine Dreadlocks mehr) wurden kurz zur Seite genommen. 

Da es schon etwas spät wurde, suchte der Sternenwanderer nach einem geeigneten Campingplatz, auch wenn wir wussten, dass man hier frei stehen darf. Nach einiger Zeit fand er einen geeigneten Platz auf der Insel Jeløy. Die Insel ist ohne eine Fähre ganz einfach zu erreichen. Am Campingplatz angekommen, fragten wir, ob wir noch einen Platz bekommen könnten. Die Mitarbeiterin des Campingplatzes war nett und hatte uns einen Platz angeboten. Den kundschafteten wir aus und entschieden uns gegen den Platz, da er doch weitab war und wir weder Strom noch WLAN hätten bekommen können, trotz des vollen Preises. Wir guckten auf Google-Maps, was uns am Ende der Straße erwarten könnte. Wir rollten nach ein paar Fotos weiter und die Straße wurde zu einem Feldweg. Einen Parkplatz konnten wir erspähen, der war durch den Regen jedoch zu einem großen Teich mutiert. Wir fuhren weiter und sahen links einen Kleinwagen und ein großes Zelt. Hier war noch etwas Platz, Naitschel war das aber nicht einsam genug. Das mag verrückt klingen, aber etwas Privatsphäre wäre schon cool gewesen. Wir liefen bis zum letzten Zipfel des Weges und sahen auf einer Picknicksitzgruppe eine kleine Feiergemeinde, die ordentlich pichelte aber nicht unangenehm wurde. Sie sangen Lieder und genossen den Sonnenuntergang. Wir machten hier Fotos und waren von der Landschaft fasziniert. 

Der Schlafplatz auf Jeløy.

Der Sonnenuntergang zog sich sehr lang, als wollte das Zentrum unseres Sonnensystems einfach nicht hinter dem Horizont verschwinden. Frisch wurde es trotzdem, da wir hier direkt am Wasser waren. Die Gruppe löste sich langsam auf und man grüßte uns recht freundlich und machte ein paar, zugegebenermaßen, schmutziger Witze über sich selbst. Den als “Drittseck” vorgestellten Mann, fragten wir, ob wir uns denn vor der Picknickanordnung hinstellen und schlafen könnten. Der Mann stellte sich als Ole vor und meinte, dass das sicher keine Problem sei. Und dann trat das ein, was wir von Norwegern gewohnt waren. Wir kamen ins Gespräch mit ihm, er fragte uns, wohin wir denn wollen und was wir vor hätten. Wir erzählten ihm, wo wir her sind, wo wir schon waren und was unser Ziel sei. Als wir erwähnten, dass wir am nächsten Tag nach Utøya wollten, meinte er, dass das ein besonderer Tag sei, da sich am 22.07. das Attentat jährt. Er lud uns ein am nächsten Morgen mit ihm eine Tasse Kaffee zu trinken und er würde uns eine wunderschöne Route nennen. Wir tauschten die Nummern und er ging zum Campingplatz. 

Wir waren sichtlich aufgeregt und fuhren den Golf bis zum Ende des Inselabschnitts, wobei wir die riesigen Pfützen umfuhren um zu verhindern, dass das Auto sich festfährt. Ein paar Wendemanöver später stand er dann so, wie wir uns das wünschten und begannen wieder mit dem Umbau. Es war immer noch sehr hell aber entspannter und ruhiger als auf Korsør. Wir verhingen wieder alles, die Konstruktion mit dem T-Shirt vom Vorabend war eine gute Idee, und versuchten zu schlafen. es fiel uns zwar schwer aber um Mitternacht herum waren wir beide weg.

Reise zu den Lofoten – 1. Tag

Es ging schon relativ früh los, da wir der Hitze und den Staus entgehen wollten. Naitschel war gar so aufgeregt, dass ihr schlecht war. Dennoch ging es kurz vor acht los. Vorher hatten wir noch die Dachbox neu gepackt, da wir feststellen mussten, dass diese keine 70kg trägt sonder nur 50kg.

Bis zum Berliner Ring ging es gut voran, man gewöhnte sich daran, dass der Golf nun etwas kopflastig war und beim Beschleunigen etwas mehr Zeit und Mühe benötigte. Beim Bremsen galt ebenfalls Vorsicht, denn bei einer starken Bremsung konnte es zu Lastwechseln kommen, zumal die Bremsscheiben und -klötze ziemlich stark gelitten hätten.

Wir entschieden uns, die Bundeshauptstadt zu umfahren und bereuten dies relativ schnell. Der entstandene Stau hatte aber keinerlei Auswirkung auf unsere Reiseplanung, da wir auf keine Fähre angewiesen waren. Also kullerten wir mit annähernd Schrittgeschwindigkeit über die Autobahn. Kurz hinter Berlin ging es dann wieder “normal” weiter. Kurz vor Hamburg fuhren alle Urlauber wohl von der Autobahn herunter, denn wir standen dieses mal auf einer Bundesstraße im Stau. Also wieder Kullern. Wir mussten uns auch angewöhnen zu tanken, wenn die Tanknadel auf einen halbvollen Tank hinwies. Denn man wusste nicht, wann man in Norwegen wieder an eine Tankstelle kommen würde. Also tankten wir häufiger und erwischten, weil als “letzte Tankstelle vor der Dänischen Grenze” beworben, den teuersten Sprit des ganzen Urlaubs. Dazu zog langsam schlechtes Wetter auf, was auch langsam an der Konzentration nagte. 

Es goß wie aus Eimern, sprichwörtlich. Der Wind wurde frischer und stärker, jede Windböe machte sich umgehend bemerkbar und wir mussten das Reisetempo drosseln. Als wir in Dänemark ankamen ging es eh nicht mehr schneller voran, da die Dänen ein Tempolimit auf Ihren Autobahnen haben. Dazu kam das schlechte Wetter.

Irgendwann bekamen wir Hunger, kein Wunder, saßen wir doch schon mehr als 12 Stunden im Auto (keine Angst, wir machten auch Pausen, in denen wir aßen) und hielten, nachdem der Golf “gefüttert” wurde, bei einem McDonalds. Wir fragten einfach, ob man einen glutenfreien Burger hätte und die Antwort war: “Ja, natürlich.” In Deutschland hält man es für unmöglich, die Burger glutenfrei zuzubereiten und hier geht alles selbstverständlich. Und so aß der Sternenwanderer, auch wenn es jetzt nicht das gesündeste Essen war, seit Jahren seinen ersten Burger mit Brötchen, ganz easy bei McDonalds. Und niemand guckte komisch oder wunderte sich über die Frage.

Nach der Stärkung waren wir noch kurz in einem Supermarkt und freuten uns auch hier über Wände voller glutenfreier Produkte, die extra als solche ausgewiesen waren. Wir besorgten noch ein paar Kleinigkeiten und fuhren weiter. Das Wetter hatte sich bis hierher nicht gebessert. Es wurde sogar so schlimm, dass wir auf der ersten Brückenüberfahrt über die Storebælt Brücke nur noch 60km/h fahren durften. Der Sturm zog und schob ordentlich an der Dachbox und der Golf wollte dementsprechend über die nassen Straßen tanzen. Wir reihten uns in die Kolonne aus Wohnwagen, Autos mit Wohnanhängern und LKWs ein. Und dann kam die erste Mautstation. Da wir total unbeleckt waren, fuhr der Sternenwanderer auf den Terminal zu, in dem Personal saß. Die Straßen waren aber so nass, dass man keine Spuren erkennen konnte. Gepaart mit der Müdigkeit, musste man Pi-Mal-Daumen peilen. Wir kamen sicher an und bezahlten. Die Müdigkeit siegte und wir entschieden unsere erste Nacht in Korsør, direkt auf dem Naturrastplatz an der Autobahn, in der Nähe der Q8-Tankstelle zu verbringen. Wir sahen uns in der Tankstelle um und überprüften die sanitären Anlagen. Sagen wir mal so: man musste über einiges hinwegsehen. Da wir bereits verpflegt waren, bauten wir zum ersten Mal den Golf um.

Im Verlaufe der Reise entwickelte sich eine Bauroutine, weil wir aus Erfahrung wussten, wo was hinkommen musste, damit alles auf die Vordersitze passte. Natürlich packten wir auch etwas in die Dachbox. Die zusätzliche Etage war gar nicht so schlecht, zumal unser erster, grober Plan, den wir vor Monaten geschmiedet hatten, keine Dachbox vorsah. Zwar nervte es ab und an, aber man gewöhnte sich daran. Am Ende der Reise brauchten wir grob 15 Minuten, es sei denn es wurde zu kalt. Dann ging es auch schneller, aber dazu wird hier später noch etwas erscheinen.

Im Freien ging es an die schnelle Abendtoilette (ihr wisst schon: Zähneputzen, Pullern, ab ins Bett). Im Golf haben wir uns dann umgezogen und die genähten Vorhänge mittels Saugnäpfen befestigt. Am Vorabend haben wir probiert, wo was passt und die Saugnäpfe da gelassen, so das möglichst wenig Licht ins Fahrzeug kommt. Wir waren mehr oder minder erfolgreich und dementsprechend, gemischt mit der Aufregung, war die Nacht kurz und schlafarm.

Reise zu den Lofoten – Prolog

Bereits nach unserem ersten Urlaub in Norwegen, stand die Idee im Raum, zwei Wochen im Golf zu schlafen und durch Skandinavien zu fahren. Erfahrungen hatten wir ja ausreichend gesammelt. Wir begannen mit der Planung, suchten uns Routen heraus und überlegten, wie lange wir unterwegs sein würden und wie viele Tage wir insgesamt auf den Lofoten haben würden. Da wir durch Norwegen fahren wollten, mussten wir ziemlich viel Landstraße in Kauf nehmen und so eine längere Fahrzeit einplanen.

Der Golf wurde noch viel mehr, anders als wir es erst gewohnt waren, umgebaut. Einer der Freunde von Naitschel half uns dabei. Es wurden die Kopfstützen und Sitzflächen der zweiten Reihe entfernt. So ergab sich eine eben Liegefläche von 1,70m mit einer Breite von etwas mehr als 1m. Um eine Belüftung unter der Liegefläche zu gewährleisten, kam der Sternenwanderer auf die Idee, einen Lattenrost zu bauen. Also ging es im April zum Baumarkt des Vertrauens und wir kauften Holzlatten ein. Diese wurden dann passend gesägt, verschraubt und etwas abgeschliffen. Auf einem Lattenrost allein schläft es sich natürlich schlecht, also suchten wir vorher schon recht lange nach einer passenden Lösung. Wir fanden eine Schaumstoffmatratze für knapp 30 Euro. Diese haben wir passend zugeschnitten und so war das Bett (fast) fertig. Der Plan war ja, auf den Lofoten anzukommen, ihr könnt euch sicher denken, dass es selbst auf dem Weg dorthin recht kalt werden könnte. Dies beachteten wir auch beim Kauf der Schlafsäcke, diese sollten einen Temperaturbereich abdecken, der in den Frostbereich hineinreicht. Nicht nur auf dieser Reise bewies sich diese Investition als richtig. 

Die Monate schritten voran und wir kauften nach und nach alles ein, was wir meinten zu brauchen. Das fing beim Geschirr an und endete bei den Zahnbürsten. Auf die Annehmlichkeit einer elektrischen Zahnbürste musste der Sternenwanderer auf der Reise verzichten. Auf Strom unterwegs jedoch nicht, wir hatten genug Elektrizität in Form von Powerbanks mit und, falls alle Stricke reißen sollten, konnten wir die Smartphones immer noch über den Zigarettenanzünder laden. Die Akkus der Nikon konnten wir dennoch nur an normalen Steckdosen laden. 

Naitschel nähte auch eifrig Vorhänge, die wir mit Saugnäpfen befestigten. Dies war ein Akt, da das Stanzen der Ösen sich als recht anstrengend herausstellte. Aber wer halbwegs im Dunkeln im Auto schlafen will, sollte dieses auch abhängen können. Es klingt verrückt, aber es ist dort mitten in der Nacht taghell.

Die Eltern des Freundes, der uns bereits beim Bau des Lattenrostes geholfen hatte, lud uns zu einem Grillabend ein. Die beiden waren bereits 3 Wochen in Norwegen mit einem Wohnmobil unterwegs und konnten uns viele Tipps, einen Gaskocher und Literatur übergeben. Wir konnten uns gar nicht genug bedanken, aber auch die beiden träumten davon, sobald wie möglich wieder gen Norden zu reisen. Sie waren gar neidisch auf uns. 

Auch der Vater von Naitschel griff uns unter die Arme in dem er uns für die Reise eine Dachbox auf den Golf montierte. So konnten wir natürlich mehr Gepäck einplanen und hatten für die Zeit der Reise sowas wie eine Küche, einen Kleiderschrank und einen kleinen Hauswirtschaftsraum, nur eben auf dem Dach des Golf 5. 

Die obere Etage a.k.a. Küche/HWR/Kleiderschrank

Um uns nicht zu sehr unter Zeitdruck zu stehen, beschlossen wir auch, Fähren zu meiden, zumal diese zur Hauptreisezeit recht teuer sind. Wir wollten so weit fahren, wie es eben ging und dann schlafen. Natürlich immer noch mit dem Ziel, ein paar Tage auf den Lofoten zu verbringen und nicht zu viel Zeit auf dem Weg dorthin zu verbringen. Unterwegs wollten wir noch einen Tag auf Utøya verbringen.

Heilstätten Beelitz

Wenn man an Lost Places denkt, kommt man, zumindest in Brandenburg, um die Heilstätten Beelitz nicht herum. Einige werden nun sicher denken, dass die Heilstätten bereits „totfotografiert“ wären und das alles nur für Touristen erschlossen wäre. Sicher gibt es schon viele Fotos, wer aber glaubt, dass es nichts Neues gäbe oder das dieser Ort gar langweilig sein könnte, dem fehlt es an Kreativität.

Die Fahrt von Cottbus nach Beelitz kann mit der Bahn oder dem Auto bestritten werden, wobei die Bahnfahrt doppelt so lang dauert wie die Autofahrt. Also muss früh aufgestanden werden, wenn man etwas weiter entfernt wohnt. Wir brauchten grob 90 Minuten und mussten erst noch den Parkplatz finden, da zum Zeitpunkt unserer Reise nicht gut ausgeschildert war. Es war halt auch noch keine Hochsaison. Wenn man das Gelände betreten möchte, muss man 9,50€ zahlen und jede Führung kostet zusätzlich Geld, wobei der Preis von der jeweiligen Führung abhängig ist. Das Gelände kann zu den Öffnungszeiten betreten werden, für die Führungen gibt es feste Uhrzeiten und einen Startpunkt außerhalb des betretbaren Geländes.

Auf dem Gelände selbst kann man keine Gebäude betreten, es gibt jedoch einen Baumpfad über viele der Häuser. Wie üblich für die Region Berlin-Brandenburg, ist auch dieser Pfad nicht vollständig aufgebaut (siehe BER). Der ganze Pfad steht unter ständiger Bewegung, verursacht durch die Schritte der Besucher. Es gibt überall Warnschilder, dass man bei Sturm und Gewitter den Pfad zu verlassen hat und es gibt Höheninformationen.

Wir bestiegen den Turm und eben diesen Pfad. Wir konnten die verfallenen Gebäude von oben sehen. Auf einigen Gebäuden sind die Dächer eingefallen und man konnte einen Blick ins Innere der Gebäude erhaschen. Die vielen Bäume auf den Gebäudeüberresten überraschen, es wirkt so, als hole sich die Natur ihren Raum zurück. Nach einer kurzen Pause ging es wieder nach unten auf das Gelände. Dort stehen Betten, die teilweise bepflanzt sind, auf einige kann man sich auch drauflegen. Nachdem wir auch dort ein paar Fotos gemacht hatten, ging es langsam zur Führung.

Wir warteten vor den Toren mit ein paar anderen Besuchern auf unseren Besucherführer. Nachdem dieser sich kurz vorgestellt hatte, ging es zum ersten Punkt. Hier wurde uns erklärt warum es denn Heilstätten gebe, denn die in Beelitz sind nicht die einzigen. Man zeigte uns ein paar Bilder und die Karte, wie es früher aufgebaut war. Ein kleiner revolutionärer Einblick war die Mobilität vor Ort: man verwendete auf allen Transportwegen Elektroautos. Somit hielt man das gesamte Gelände relativ emissionsfrei. Es ging dann an einigen Gebäuden vorbei zur Chirurgie. Wir standen eine Weile vor dem Komplex, es wurde gezeigt, warum es so viele Türen gibt, warum die Balkone so komisch angeordnet sind und welchen Baustil man verwendete. Die unteren Balkone sind weiter ausgestellt als die oberen, damit die Erkrankten genug Sonnenlicht und frische Luft tanken konnten. Die Türen sind generell etwas breiter, damit die Patienten mit ihrem Krankenbett durch die Tür passten.

Und dann, endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ging es in die Chirurgie. Hier ist bereits alles verfallen, viele Fliesen von den Wänden geschlagen und es gab viele Graffiti. Nach dem 1994 die Sowjets aus den Heilstätten abgezogen sind, wurde der Komplex dem Verfall freigegeben. Wir zogen weiter durch den Gebäudekomplex und sollten immer zusammenbleiben. Wir kamen an Operationssälen vorbei und sahen dort einige noch vorhandene Apparaturen. Die Vorstellung, dass man dort Menschen behandelte und operierte war schon etwas unheimlich. Und eh man es sich versah, war die Zeit in der Chirurgie schon rum. Man hatte stets das Gefühl gehetzt zu sein, das lag wohl daran, dass der Touristenführer seine Schlüssel abgeben musste. Wir machten nämlich eine der letzten Führungen mit. Als alle Besucher wieder raus waren verabschiedeten wir uns und machten vor dem Gebäude noch ein paar Fotos. Dabei kamen wir ins Gespräch mit ein paar Besuchern. Unter anderem war da ein kleiner Junge, der sich schwer für die Vollglas-Fotokugel und die Kamera interessierte.

Uns war mittlerweile richtig kalt geworden, wir hatten auch keinen warmen Tee dabei. Aus Norwegen waren wir ja die Kälte gewohnt, da waren wir aber besser angezogen, mit langen Unterhosen, dicken Schuhen und Jacken. Wir gingen zurück zum Auto und freuten uns, dass wir die Heizung anmachen konnten. Für den Rückweg brauchten wir wieder 90 Minuten.

Guten Morgen

Wenn euch also jemand sagt, dass ein gewisses Objekt, welches euch interessiert, bereits „totfotografiert“ wurde, ignoriert das. Geht selbst dorthin, seht euch das an, was euch interessiert, macht Fotos aus eurem Blickwinkel. Der Aufwand lohnt sich definitiv. Zusätzlich ist es immer noch was anderes und eine tolle Erfahrung wert, wenn man sie mit eigenen Augen wahrnehmen kann.

Die ersten Gehversuche mit der Nikon

Damit wir in Norwegen die Nordlichter richtig fotografieren konnten, haben wir uns lange Zeit belesen. Wir waren eigentlich in der Hoffnung, dass die Kameras unserer Smartphones reichen würden, jedoch wurden wir durch unsere Nachforschungen eines Besseren belehrt. Man braucht eine Kamera, dessen Sensor lange geöffnet werden kann. Am besten eignen sich für diese Aufnahmen Spiegelreflexkameras. Da Naitschel ihren Geburtstag in Norwegen feiern wollte, weihten wir ihre Familie vorher in unserem Vorhaben ein und Naitschel äußerte ihren Wunsch. Und so bekam sie ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk, ein Kit bestehend aus Nikon D3400, einem Objektiv, einer Tasche und einer Speicherkarte.

Zu diesem Zeitpunkt war Herbst und so haben wir die ersten Gehversuche mit dieser Kamera auf dem Hinterhof gemacht und mit verschiedenen Belichtungszeiten, Blenden und Makroaufnahmen gespielt und uns mit dem Fokussieren auseinandergesetzt. In den Tagen danach fuhren wir auch nach Bärenbrück, um Aufnahmen vom Sonnenuntergang und dem Kraftwerk machen zu können.

Dabei merkten wir relativ schnell, dass wir ohne Stativ nicht weit kommen würden, zumal man die Polarlichter, wie ihr sicher alle wisst, nur bei Nacht sieht. Die erste Zeit haben wir uns mit Provisorien beholfen: wir legten die Kamera auf die Kameratasche oder auf eine Decke und stützten das Objektiv. Naitschels Bruder konnte uns zum Glück mit einem Stativ aushelfen. Deswegen seht ihr auf den vielen Bildern aus Norwegen auch immer eine Tasche, die der Sternenwanderer umgehängt hat.

Wenn wir aktuell auf eine kleine Fototour gehen, nehmen wir immer das Stativ mit, da wir nie wissen, wie lange wir unterwegs sein werden oder unter welchen Lichtverhältnissen wir fotografieren werden. Das zeigte sich bei einer unseren Touren im Branitzer Park, aber das werdet ihr ein anderes Mal zu sehen bekommen. Natürlich haben wir auch weiterhin unsere Smartphones benutzt, wobei man zugeben muss, dass das Samsung Galaxy S6, trotzdem wir zum Zeitpunkt des Erstellen dieses Textes schon beim Samsung Galaxy S10 sind, sind die Bilder immer noch mehr als brauchbar, vor allem wenn man in den Pro-Modus wechselt, denn hier lassen sich die Belichtungszeit und die Blende noch manuell einstellen.

Schlafen im Golf 5 Variant

Wie schon einmal erwähnt, war eines unserer ersten Dates in dem Golf 5 Variant von Naitschel. Und es war einfacher als erwartet, obwohl es immer noch einiges an Vorbereitung bedurfte. Bereits hier fiel Naitschel auf, dass es im Auto nachts wohl sehr eng werden würde und Körperkontakt unumgänglich werden würde. Ein Schelm, wer hier „böses“ denkt.

Wie wir dann feststellten, sollte man nicht größer als 1,70m sein, denn sonst liegt der Kopf nicht mehr auf der Liegefläche oder man muss die Beine einklappen. Aufrecht kann bei umgeklappter Rücksitzlehne auch nicht sitzen, dass sollte man bedenken, wenn man im Auto sitzen muss/möchte.

Technisch waren wir relativ gut ausgestattet, ein Tablet und eine Bluetooth-Box hatten wir mitgenommen, damit wir im Auto etwas Unterhaltung hatten. Wir mussten aber auch hier ganz schön frickeln, da keine Halterungen in der Decke sind. Mit ein paar Bändern, Gummis und Bikiniträgern spannten wir das Tablet zwischen den Angstgriffen unter der Decke ein. Die Verbindung mit der Bluetooth-Box war dann ein leichtes. Nachdem alles installiert war, wollten wir noch mit dem Longboard und den Inlineskates um den Gräbendorfer Badesee drehen. Der Wettergott entschied aber, dass es lang genug trocken gewesen war und lies Himmelsschleusen öffnen. Also ging es schnell wieder ins Auto. Das Programm wurde geändert und wir aßen zuerst zu Abend, während draußen der Regen auf das Auto prasselte. Die Kühlbox bot ein reichhaltiges, glutenfreies und sogar gesundes Mahl.

Man muss in diesem Fahrzeug relativ viel hin- und herräumen, da man keine Regale zum Abstellen und Einschließen hat. Einzig die Ablagen über den Radkästen können genutzt werden, ideal für Handy, Brille, Taschentücher und eine Taschenlampe. Zusätzliches Licht installierten wir erst bei einem späteren Aufenthalt am See. Lichterketten, die mit Batterien betrieben werden, eignen sich bestens und machen romantische Stimmung. Wenn man dann zum Schlafen übergeht, ist alles relativ neu. Das Prasseln der Regentropfen, der Wind, die Tiere (an unserem Lieblingssee gibt es relativ viele Rinder und Insekten) und die Wärme. Also war die erste Nacht sehr unruhig, zumal es immer wieder mal regnete und man die Fenster schließen musste.

Der Morgen danach begann früh, bereits um acht hatten wir die Rollen unter unseren Füßen und machten uns auf zum nächsten Kiosk, da der Kaffeedurst schon ein wenig nervig war. Aber selbst für den Kioskbetreiber war es noch zu früh. Trotzdem war er so nett und verkaufte uns zwei Becher gefüllt mit dem schwarzen Gold. Das Frühstück gestaltete sich wie das Abendbrot, man soll ja auch alles verwerten, was man mitnimmt. Anschließend genossen wir den restlichen Sonntag am See auf einer Decke. Man unterhielt sich, kuschelte miteinander und lauschte der Musik vom Sternenwanderer und dessen Blog. Die Badegäste bemerkten wir kaum. Abends gegen 20 Uhr entschlossen wir uns für die Heimfahrt, da wir ja am nächsten Tag wieder zur Arbeit mussten. Diese fast 24 Stunden, die wir am See verbrachten, waren ein wunderschönes Erlebnis. Fast wie Urlaub. Oder sogar noch besser. Und wir entschieden, dies regelmäßig zu machen. Immer wieder zog es uns den Sommer über an den Gräbendorfer See. Sogar unter der Woche. Mit der Zeit lernten wir dazu und packten Zubehör ein, wie Mülltüten, Geschirr, Handtücher, Küchenrollen und Flaschen mit Leitungswasser. Allen Erlebnissuchenenden können wir nur zum Campen im Auto raten. Es ist eine riesen Freude und man muss nicht mal weit fahren um den Alltag zu entfliehen. Nun träumen wir sogar schon von einem größeren Fahrzeug, welches wir selbst umbauen wollen.