Heilstätten Beelitz

Wenn man an Lost Places denkt, kommt man, zumindest in Brandenburg, um die Heilstätten Beelitz nicht herum. Einige werden nun sicher denken, dass die Heilstätten bereits „totfotografiert“ wären und das alles nur für Touristen erschlossen wäre. Sicher gibt es schon viele Fotos, wer aber glaubt, dass es nichts Neues gäbe oder das dieser Ort gar langweilig sein könnte, dem fehlt es an Kreativität.

Die Fahrt von Cottbus nach Beelitz kann mit der Bahn oder dem Auto bestritten werden, wobei die Bahnfahrt doppelt so lang dauert wie die Autofahrt. Also muss früh aufgestanden werden, wenn man etwas weiter entfernt wohnt. Wir brauchten grob 90 Minuten und mussten erst noch den Parkplatz finden, da zum Zeitpunkt unserer Reise nicht gut ausgeschildert war. Es war halt auch noch keine Hochsaison. Wenn man das Gelände betreten möchte, muss man 9,50€ zahlen und jede Führung kostet zusätzlich Geld, wobei der Preis von der jeweiligen Führung abhängig ist. Das Gelände kann zu den Öffnungszeiten betreten werden, für die Führungen gibt es feste Uhrzeiten und einen Startpunkt außerhalb des betretbaren Geländes.

Auf dem Gelände selbst kann man keine Gebäude betreten, es gibt jedoch einen Baumpfad über viele der Häuser. Wie üblich für die Region Berlin-Brandenburg, ist auch dieser Pfad nicht vollständig aufgebaut (siehe BER). Der ganze Pfad steht unter ständiger Bewegung, verursacht durch die Schritte der Besucher. Es gibt überall Warnschilder, dass man bei Sturm und Gewitter den Pfad zu verlassen hat und es gibt Höheninformationen.

Wir bestiegen den Turm und eben diesen Pfad. Wir konnten die verfallenen Gebäude von oben sehen. Auf einigen Gebäuden sind die Dächer eingefallen und man konnte einen Blick ins Innere der Gebäude erhaschen. Die vielen Bäume auf den Gebäudeüberresten überraschen, es wirkt so, als hole sich die Natur ihren Raum zurück. Nach einer kurzen Pause ging es wieder nach unten auf das Gelände. Dort stehen Betten, die teilweise bepflanzt sind, auf einige kann man sich auch drauflegen. Nachdem wir auch dort ein paar Fotos gemacht hatten, ging es langsam zur Führung.

Wir warteten vor den Toren mit ein paar anderen Besuchern auf unseren Besucherführer. Nachdem dieser sich kurz vorgestellt hatte, ging es zum ersten Punkt. Hier wurde uns erklärt warum es denn Heilstätten gebe, denn die in Beelitz sind nicht die einzigen. Man zeigte uns ein paar Bilder und die Karte, wie es früher aufgebaut war. Ein kleiner revolutionärer Einblick war die Mobilität vor Ort: man verwendete auf allen Transportwegen Elektroautos. Somit hielt man das gesamte Gelände relativ emissionsfrei. Es ging dann an einigen Gebäuden vorbei zur Chirurgie. Wir standen eine Weile vor dem Komplex, es wurde gezeigt, warum es so viele Türen gibt, warum die Balkone so komisch angeordnet sind und welchen Baustil man verwendete. Die unteren Balkone sind weiter ausgestellt als die oberen, damit die Erkrankten genug Sonnenlicht und frische Luft tanken konnten. Die Türen sind generell etwas breiter, damit die Patienten mit ihrem Krankenbett durch die Tür passten.

Und dann, endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ging es in die Chirurgie. Hier ist bereits alles verfallen, viele Fliesen von den Wänden geschlagen und es gab viele Graffiti. Nach dem 1994 die Sowjets aus den Heilstätten abgezogen sind, wurde der Komplex dem Verfall freigegeben. Wir zogen weiter durch den Gebäudekomplex und sollten immer zusammenbleiben. Wir kamen an Operationssälen vorbei und sahen dort einige noch vorhandene Apparaturen. Die Vorstellung, dass man dort Menschen behandelte und operierte war schon etwas unheimlich. Und eh man es sich versah, war die Zeit in der Chirurgie schon rum. Man hatte stets das Gefühl gehetzt zu sein, das lag wohl daran, dass der Touristenführer seine Schlüssel abgeben musste. Wir machten nämlich eine der letzten Führungen mit. Als alle Besucher wieder raus waren verabschiedeten wir uns und machten vor dem Gebäude noch ein paar Fotos. Dabei kamen wir ins Gespräch mit ein paar Besuchern. Unter anderem war da ein kleiner Junge, der sich schwer für die Vollglas-Fotokugel und die Kamera interessierte.

Uns war mittlerweile richtig kalt geworden, wir hatten auch keinen warmen Tee dabei. Aus Norwegen waren wir ja die Kälte gewohnt, da waren wir aber besser angezogen, mit langen Unterhosen, dicken Schuhen und Jacken. Wir gingen zurück zum Auto und freuten uns, dass wir die Heizung anmachen konnten. Für den Rückweg brauchten wir wieder 90 Minuten.

Guten Morgen

Wenn euch also jemand sagt, dass ein gewisses Objekt, welches euch interessiert, bereits „totfotografiert“ wurde, ignoriert das. Geht selbst dorthin, seht euch das an, was euch interessiert, macht Fotos aus eurem Blickwinkel. Der Aufwand lohnt sich definitiv. Zusätzlich ist es immer noch was anderes und eine tolle Erfahrung wert, wenn man sie mit eigenen Augen wahrnehmen kann.

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