Reise zu den Lofoten – 2. Tag

Die Nacht war sehr kurz und relativ schlafarm. Das lag daran, dass immer wieder neue Fahrzeuge auf dem Rastplatz ankamen oder auch mal jemand am Auto vorbeilief. So wirklich dicht war die Verkleidung auch nicht, es war hier oben, auch wenn wir immer noch in Dänemark waren, recht hell in der Nacht.

Wir standen gegen 7 Uhr auf und waren recht zerknittert. Wir entschieden uns, auch wenn wir die sanitären Anlagen vom Vortag noch kannten, zu duschen. So fühlten wir uns wohler und auch frischer. Für knapp 8 Euro gab es eine Dusche für zwei Personen. Nach dem Duschen bereiteten wir unser erstes Frühstück on the road vor. Wir bauten den Tisch und die Gartenstühle auf, deckten alles auf und aßen dann. Trotzdem es unser Sommerurlaub war, war es an diesem Morgen noch recht frisch. Gut angezogen war das Wetter erträglich.

Nach dem guten Frühstück, bauten wir alles zurück in den Fahrmodus. Also alles zurück auf die Liegefläche, die natürlich vorher ordentlich aufgeräumt wurde. Um nicht gleich wieder auf der Autobahn zu sein, gingen wir noch auf den Naturpfad, der angepriesen war. Dort lagen die “Überreste” eines Tunnelbaus, ein alter Bohrkopf und Tunnelverschalungen, unter denen man durchlaufen konnte, es gab eine Kletterwand und einen Trimm-Dich-Pfad. Wir machten einige Bilder und merkten, dass die Sonne doch noch herauskommen will. Wir gingen langsam zurück zum Auto und fuhren los, weiter gen Norden… oder eher Osten. Wir mussten erst noch die Øresundbroen überqueren.

Irgendwie waren wir bei der Brücke vom Vortag eher angetan vom Bauwerk. Die Brücke über den Øresund wirkte nicht so epochal und gewaltig. Die Fahrt dauerte zwar eine Weile, dennoch waren wir nicht so begeistert, wie es vielleicht manch andere sind. Natürlich markiert dieser Teil der Reise den nächsten Grenzübertritt. Aber auch dieser war recht unspektakulär. Auf der schwedischen Seite machten wir kurz halt und vertraten uns die Beine. Naitschel beschloss, nachdem sie merkte, dass der Verkehr hier stressfreier fließt, sich ans Steuer zu setzen. Für den Sternenwanderer war dies eine willkommene Abwechslung, er wusste ja um die Straßen in Norwegen und ließ die junge Dame fahren. Sie war nach den ersten Kilometern sichtlich überrascht, dass man bei einem Überholvorgang nicht auf einmal einen Drängler im Nacken hatte. Sicher gab es hier und da ein paar Ausreißer, aber diese waren wirklich die Seltenheit. Wir rollten voran, das Wetter war bunt gemischt. Mal gab es ordentlich Regen, ein paar Kilometer weiter schien die Sonne. Man wusste nicht, ob man nun mit oder ohne Sonnenbrille fahren sollte. 

Die Natur veränderte sich ständig. An der Küste, südlich von Göteborg, war alles flach, es war fast wie an der Ostfriesischen Küste. Der Wind machte sich auch hier bemerkbar, wir behielten einen kühlen Kopf und passten die Geschwindigkeit an. Je weiter wir nach Norden fuhren, desto hügeliger und schroffer wurde es. Da das Autobahnnetz im Süden Norwegens noch relativ gut ausgebaut ist, musste man nicht ewig hinter einem LKW auf einer Spur hinterherfahren. Unsere Tankroutine hatte sich eingespielt und wir machten sprachliche Entdeckungen, die man natürlich nur im deutschsprachigen Raum verstehen würde. 

Was ist mit dem Bart?

Unser Ziel war es, in Norwegen anzukommen. Das war rein rechnerisch schon machbar. Da sich das Wetter mittlerweile beruhigt hatte, fiel das Fahren leichter. Wir genossen auch weiterhin das ungesunde Essen der großen Burgerketten. Wenn man schon mal ohne Probleme diesen Luxus wahrnehmen kann, warum auch nicht? Und dann war er da, der nächste Meilenstein der Reise. Der Grenzübergang nach Norwegen. Wie bereits erwartet, da wir ja schon mal nach Norwegen eingereist sind, wurde die Grenze durch norwegische Zöllner kontrolliert. Man wurde durch den kurvigen Grenzübergang geschleust und Fahrzeuge, die für die Zöllner auffällig waren (zum Glück hat der Sternenwanderer keine Dreadlocks mehr) wurden kurz zur Seite genommen. 

Da es schon etwas spät wurde, suchte der Sternenwanderer nach einem geeigneten Campingplatz, auch wenn wir wussten, dass man hier frei stehen darf. Nach einiger Zeit fand er einen geeigneten Platz auf der Insel Jeløy. Die Insel ist ohne eine Fähre ganz einfach zu erreichen. Am Campingplatz angekommen, fragten wir, ob wir noch einen Platz bekommen könnten. Die Mitarbeiterin des Campingplatzes war nett und hatte uns einen Platz angeboten. Den kundschafteten wir aus und entschieden uns gegen den Platz, da er doch weitab war und wir weder Strom noch WLAN hätten bekommen können, trotz des vollen Preises. Wir guckten auf Google-Maps, was uns am Ende der Straße erwarten könnte. Wir rollten nach ein paar Fotos weiter und die Straße wurde zu einem Feldweg. Einen Parkplatz konnten wir erspähen, der war durch den Regen jedoch zu einem großen Teich mutiert. Wir fuhren weiter und sahen links einen Kleinwagen und ein großes Zelt. Hier war noch etwas Platz, Naitschel war das aber nicht einsam genug. Das mag verrückt klingen, aber etwas Privatsphäre wäre schon cool gewesen. Wir liefen bis zum letzten Zipfel des Weges und sahen auf einer Picknicksitzgruppe eine kleine Feiergemeinde, die ordentlich pichelte aber nicht unangenehm wurde. Sie sangen Lieder und genossen den Sonnenuntergang. Wir machten hier Fotos und waren von der Landschaft fasziniert. 

Der Schlafplatz auf Jeløy.

Der Sonnenuntergang zog sich sehr lang, als wollte das Zentrum unseres Sonnensystems einfach nicht hinter dem Horizont verschwinden. Frisch wurde es trotzdem, da wir hier direkt am Wasser waren. Die Gruppe löste sich langsam auf und man grüßte uns recht freundlich und machte ein paar, zugegebenermaßen, schmutziger Witze über sich selbst. Den als “Drittseck” vorgestellten Mann, fragten wir, ob wir uns denn vor der Picknickanordnung hinstellen und schlafen könnten. Der Mann stellte sich als Ole vor und meinte, dass das sicher keine Problem sei. Und dann trat das ein, was wir von Norwegern gewohnt waren. Wir kamen ins Gespräch mit ihm, er fragte uns, wohin wir denn wollen und was wir vor hätten. Wir erzählten ihm, wo wir her sind, wo wir schon waren und was unser Ziel sei. Als wir erwähnten, dass wir am nächsten Tag nach Utøya wollten, meinte er, dass das ein besonderer Tag sei, da sich am 22.07. das Attentat jährt. Er lud uns ein am nächsten Morgen mit ihm eine Tasse Kaffee zu trinken und er würde uns eine wunderschöne Route nennen. Wir tauschten die Nummern und er ging zum Campingplatz. 

Wir waren sichtlich aufgeregt und fuhren den Golf bis zum Ende des Inselabschnitts, wobei wir die riesigen Pfützen umfuhren um zu verhindern, dass das Auto sich festfährt. Ein paar Wendemanöver später stand er dann so, wie wir uns das wünschten und begannen wieder mit dem Umbau. Es war immer noch sehr hell aber entspannter und ruhiger als auf Korsør. Wir verhingen wieder alles, die Konstruktion mit dem T-Shirt vom Vorabend war eine gute Idee, und versuchten zu schlafen. es fiel uns zwar schwer aber um Mitternacht herum waren wir beide weg.

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